Homöopathie – Heilung durch Ähnlichkeit


Hahnemanns wissenschaftlicher Weg zum Simile-Prinzip 

Roland Wolf

Dipl. Biologe und Heilpraktiker

Zusammenfassung:

1. HahnemannsBeobachtungen und Schlussfolgerungen 

Der Vortrag beginnt mit der Beschreibung des medizinischen Systems zu Hahnemanns Zeit, der sogenannten Vier-Säfte-Lehre nach Galen. Diese erschien Samuel Hahnemann (1755-1843) in der Anwendung willkürlich, ohne nachvollziehbare rationale Grundlage. So begab er sich auf die Suche nach einer Heilmethode, die seinen streng wissenschaftlichen Anspruch erfüllen sollte. Durch Beobachtungen von Heilungen, umfangreichem Literatur-studium und einem Selbst­versuch, dem Chinarindenversuch, erkannte er in dem Ähnlichkeitsprinzip die gesuchte nachvollziehbare und reproduzierbare Heilmethode. Er nannte sei Homöopathik. Sie wird seither tagtäglich auf der ganzen Welt mit großem Erfolg praktiziert.

2. Begriff der „Lebenskraft“ im Sinne einer biologischen „Autoregulation“ 

Der Begriff der „Lebenskraft“, stellt einen wesentlichen Bestandteil der homöopathischen Krankheitslehre dar.  Aus Sicht der heutigen Biologie ist eine eigenständige, geistartige, nicht materielle Lebenskraft, wie sie Hahnemann beschreibt, nicht haltbar.  Man spricht vielmehr in Begriffen wie „Selbstregulation“, „Autopoese“, „Epigenetik“, u.a., über die man zu erklären versucht, wie sich Leben selbst organisiert, sowohl das gesunde als auch das kranke. Es wird aufgeführt, dass sich der Begriff der „Lebenskraft“ durch die oben genannten Begriffe ersetzen lässt, ohne dadurch weder die Theorie noch die Praxis der Homöopathie in Frage zu stellen.

3. Die homöopathische Arzneimittelprüfung (HAMP) und ganzheitliches Heilen

Das homöopathische Grundprinzip lautet, dass man zum Heilen eine Arznei benötigt, die, wenn von gesunden Menschen eingenommen, ähnliche Symptome hervorruft, wie sie der Kranke äußert (Ähnlichkeitsprinzip). Arzneimittel bringen in der homöopathischen Arznei-mittelprüfung am Gesunden (HAMP) nicht nur körperliche Symptome hervor, sondern verändern auch den Gemütszustand und die Allgemeinsymptome (Wärme-Kälte-Verhalten, Essens­gelüste bzw. Essensabneigungen, u.a.) – jede Arznei auf spezifische Weise. Auch kranke Menschen entwickeln in ihrem Krank-Sein neben ihren körperlichen Symptomen, gleichzeitig einen veränderten Gemütszustand und veränderte Allge­mein­symptome. Das korrekte homöopa­thische Mittel ist daher dasjenige, das nicht nur den körperlichen Symptomen des Kranken ähnlich ist, sondern auch den veränderten Gemüts- und Allgemeinsymptomen. Dadurch ist die Homöopathie eine wahrhaft ganzheitliche Arzneitherapie.

4. Das Ähnlichkeitsprinzip, eine Reiz- bzw. Regulationstherapie

Das Ähnlichkeitsprinzip kann man als eine Reiz- bzw. Regulations­therapie verstehen. Grundsätzlich können wir davon ausgehen, dass unser Autoregulationssystem, zu dem auch die Selbstheilungskräfte gehören, in der Lage ist, krankhafte Störungen von alleine wieder zu beseitigen. Das gilt insbesondere bei akuten Krankheiten, wie Grippe, Erkäl­tungen, Masern, usw.. Bei chronischen Krankheiten ist das aber nicht der Fall. Hier ist offensichtlich das Selbstheilungssystem inaktiv bzw. blockiert. Und genau da setzt die homöopathische Arznei ein. Die richtig gewählte homöopathische Arznei erzeugt eine akute Arzneikrankheit, wie man sie aus den Arzneimittelprüfungen kennt. Es kommt zu einer Überlagerung der vorliegenden chronischen Krankheit mit der ihr ähnlichen Arz­neikrankheit. Die chronische Krankheit wird also in eine ähnliche akute Krankheit umge­wandelt (manchmal als Erstverschlimmerung erkennbar). Bei einer akuten Krankheit greifen jetzt aber wieder die Selbstheilunskräfte. Die Arzneikrankheit wird geheilt und mit ihr zusam­men, die in ihren Symptomen ähnliche chronische Krankheit.

5. Experiment zur Veranschaulichung des Ähnlichkeitsprinzips

Von Forschern der Universität Utrecht wurde 1997 ein Experiment an Zellkulturen veröffentlicht, das das Ähnlichkeitsprinzip auf zellulärer Ebene bestätigt. Die Zellkulturen wurden mit Hitze vorgeschädigt, dann mit geringerer Hitze nachbehandelt. Anschließend wurden sie erneut mit der ursprünglichen Hitze geschädigt. Gemessen wurde bei dem Versuch die Überlebensrate und die Bildung von Hitzeschockproteinen. Letztere werden universal in allen Zellen, insbesondere dann in hohem Maß, gebildet, wenn die Zellen geschädigt werden. Sie sind innerhalb von Zellen eine Art Sanitäter, die geschädigte Proteine (Eiweiße) wieder funktionstüchtig machen sollen. Das Experiment zeigte, dass die Zellen, die nach der Vorschädigung erneut, aber nun mit geringerer Hitze, nachbehandelt wurden, vermehrt Hitzeschockproteine bilden. Sie zeigten entsprechend auch eine signifikant erhöhte Überlebensrate gegenüber den Kontrollzellen und den Zellen die nicht mit geringer Wärme nachbehandelt wurden. In dem Experiment konnte also auf Zellebene gezeigt werden, dass ein ähnlicher und vor allem schwächerer Reiz zu einer deutlich höheren Überlebensrate führt. Der schwächere ähnliche Reiz aktiviert bzw. verstärkt die Selbstheilungsprozesse, in diesem Fall durch die Hitzeschockpro­teine.

6. Anwendung des homöopathischen Prinzips, auch in der Schulmedizin

Abschließend werden einige Beispiele aus der heutigen Schulmedizin genannt, die ebenfalls auf dem Ähnlichkeitsprinzip beruhen, wie Impfungen, Desensibilisierung bei Allergien, Ritalinbehandlung, Nitroglycerin bei Angina pectoris Anfällen, u.a..

Fazit:

Das Ähnlichkeitsprinzip als Grundlage der Homöopathie ist gut belegt, und dies nicht nur innerhalb der Homöopathie. Leider wird es in der naturwissenschaftlichen Forschung als Waisenkind behandelt. Das Ähnlich­keitsprinzip hat primär nichts mit der Verwendung  poten­zierten Arzneien zu tun, funktioniert aber auch mit ihnen.